Life happens
Unipress-Artikel Original: Morbanocta
Mittwoch, 2. Juli 2008, 00:50
Servus servarum,

schon lange nix mehr geschrieben, aber warum auch, wenn man halt sein mehr (oder weniger!) gewöhnliches Studentenleben lebt.
Morgen noch ein Referat und nächste Woche eine Klausur, das war's dann für dieses Semester. Erst mal!

Hab versprochen, den Originalartikel aus der Unipress zu zeigen, weil er lustiger war - zu offensichtlich Verarsche und deshalb in veränderter Fassung veröffentlich. Bin sehr beeindruckt und auch froh, dass der Artikel so gewirkt hat wie von der Redaktion geplant - am Anfang offensichtlich nicht ernstgemeint, gegen Ende sollte der Leser dann aber doch ins Grübeln kommen und unsicher werden. Nun ja, für alle, die den Sinn noch nicht verstanden haben: dieser Artikel soll eine Parodie sein auf versteckte Werbung in kostenlosen Studentenzeitschriften, also Werbung, die in den redaktionellen Inhalt integriert ist und nicht ansatzweise als Werbung gekennzeichnet ist. Marion hat zu diesem Thema einen Artikel geschrieben, der hoffentlich den ein oder anderen ins Grübeln gebracht und kritischer gemacht hat.
Um nicht länger rumzulabern, hier der Artikel. Viel Spaß beim Lesen! ;)


Endlich: Party und Studieren gleichzeitig

„Das Studentenleben wäre so schön, wenn neben den Partys das Studium doch nicht so penetrant den Alkoholkonsum einschränken würde“ – Bernhard K., 35 Jahre alt, 22. Semester, fühlt sich oft überfordert von den Anforderungen der Universität. Nach zwei Nächten Party schafft er es freitags morgens einfach nicht aus den Federn. „Das geht nun schon seit zwölf Semestern so, ich bin total ratlos“. Den Ratschlag von Freunden und Verwandten, das Studium doch einfach abzubrechen, will Bernhard noch nicht wahrnehmen, denn dafür hat er einfach schon „zu lange durchgehalten“. Dabei kann er nicht verstehen, warum die Universität den Studenten solch enge Grenzen steckt. „Die wissen gar nicht, wie schwer es ist nach zehn Bier, fünf Kurzen und später noch vier Wodka-Energys morgens aufzustehen! Montag und Dienstag Veranstaltungen, das fänd’ ich ja noch okay, da ist man noch ausgeschlafen vom Wochenende und noch nicht so platt vom Feiern.“ Leistung, immer nur Leistung. Nicht nur Bernhard leidet unter dem Druck, der auf lastet. Auch Tina S., D-Promi und It-Girl im Rhein-Main-Gebiet, die in ihrer knappen Freizeit als Stripperin arbeitet um sich das Studium zu finanzieren, kann ein Lied davon singen: „Freitag morgens ist bei mir einfach der Akku leer. Ich häng im Hörsaal über meinem Tisch und schlaf meistens einfach ein. Und krieg natürlich nichts mit. Und den ganzen Stoff nachholen – wann denn?!“
So mancher Studierende wirft sich in dieser verzwickten und verzweifelten Situation Aufputschmittel oder Antidepressiva ein. „Unhaltbare Zustände“, findet Günther Schmitt vom Ministerium für Gesundheit und Soziales. Deshalb hat es sich das führende deutsche Pharmaunternehmen Mexal in wohltäterischem Interesse an der Gesundheit der Bürger zur Aufgabe gemacht, ein Medikament zu entwickeln, das zum Feiern in der Nacht befähigt bei gleichzeitiger enormer Konzentrationsfähigkeit am nächsten Morgen. Und das ganz ohne Schlaf. Bernhard H. probiert „Morbanocta“ seit drei Wochen und ist begeistert: „Plötzlich ist alles so einfach! Ich muss nur noch einmal die Woche schlafen, die Partys, die Uni, alles läuft von selbst!“ Er strahlt, seine Augen glänzen feucht, selbst seine Pupillen sind vor Begeisterung riesig. „Nichts als Drogen“, wettert Günther Schmitt. Doch wie viele Politiker kennt er sich nicht in diesem Gebiet aus. „Das zeigt doch nur wieder die Inkompetenz aufgrund mangelnder praktischer Erfahrungen“, bestätigt Henry Foster vom führenden Forschungscenter PFD (Paid For Disinformation) in den USA. „Die Wirkung von Morbanocta kann mit der von Drogen nicht verglichen werden. Dieses Medikament ist völlig harmlos, der Wirkmechanismus im Gehirn ist ein völlig anderer. Es kann über einen längeren Zeitraum bedenkenlos eingenommen werden.“ Freiwillige Probanden zu finden, war kein Problem für das Forscherteam. „Das zeigt doch nur wieder, wie dringend notwendig solche Präparate gebraucht werden“, frohlockt Hans Müller, Pressesprecher von Mexal.
Morbanocta, das neue Wundermittel, vielleicht gar Allheilmittel unserer Gesellschaft? Bernhard und Tina jedenfalls sind begeistert. Bernhards Freund Tobias hat sich zwar letzte Woche mit den Worten „Der Himmel strahlt in hellem Glanze, ich bin eine fliegende Wanze“ von der Theodor-Heuss-Brücke gestürzt und wurde bei Boppard glücklich, aber tot aus dem Rhein gefischt. Für Bernhard eine Bestätigung. „Den Tobias hat unser System kaputt gemacht. Der hätte das eh nicht mehr lange ausgehalten. So hatte er einen würdigen und glücklichen Abschied.“ Der Siegeszug von Morbanocta hat erst begonnen.

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